Präventionsunterricht (PU)
Einen Schwerpunkt für die Mittelstufe stellt der Präventionsunterricht dar, der im ersten Halbjahr der 7. Klasse den Religions- bzw. Philosophieunterricht ersetzt.
Zu Beginn sind neu zusammengesetzte Klassen eher wie ein sozialer Behälter mit mehr oder weniger zufälliger Befüllung pubertierender Mädchen und Jungen zu sehen, die an alten, aus der Orientierungsstufe vertrauten Gruppen festhalten und als Einzelkämpfer*innen nach ihrem Platz im unbekannten gruppendynamischen Gelände suchen.
Den Jugendlichen dabei zu helfen, möglichst zügig gemeinsam eine (ihre!) neue Klasse zu werden, in der sich alle wohlfühlen können - das ist der Lehrauftrag für die Lehrer*innen im Präventionsunterricht, den sie wie gesagt im curricularen Rahmen des Religions- bzw. Philosophieunterrichts erfüllen und auch regulär durch eine Benotungen im jeweils gewählten Fach bewerten. Dabei setzen wir auf unsere Fachlehrer*innen, aber auch auf andere engagierte Lehrkräfte, die Fortbildungen in der Gewalt- und Suchtprävention nachweisen können.
In den beiden Wahlpflichtfächern Religion und Philosophie geht es nämlich in den inhaltlichen Fachanforderungen auch um das Nachdenken über das eigene Handeln im Umgang mit anderen - über Bedrohungen, Beschränkungen und Bereicherungen, die mit unserer Natur als soziale Wesen verbunden sind - sowie um Regeln, die wir für ein verbindliches Miteinander benötigen.
Warum also sollten wir diesen gemeinsamen Rahmen der Fächer als Ethikunterricht nicht gezielt für unser Präventionsprogramm zu Beginn der Mittelstufe nutzen, in der die neu zusammengesetzten Klassen für vier Jahre bis zum Eintritt in die Oberstufe im jeweiligen Klassenverband gemeinsam miteinander zurechtkommen müssen.
In diesem Fachunterricht gönnen wir uns also die Zeit, um nicht im Kursverband, sondern in der gesamten Klasse über die Voraussetzungen für dieses Ziel miteinander nachzudenken. Auch über die Störungsquellen, die die Jugendlichen dabei immer wieder beirren werden - die das Lernen-Können, die notwendige Konzentration, die Anstrengung bei dieser Aufgabe behindern.
Damit das geschehen kann, müssen wir Unterrichtssituationen schaffen, in denen die SuS Handlungsspielräume erwägen und verstehen können. Möglichst spielerisch und vorwurfslos.
Wie spreche ich eine Konfliktsituation an, in die ich gerate? Was unternehme ich, wenn ich ausgrenzendes Verhalten beobachte? Wie verhalte ich mich in einer digitalen Klassengruppe? Weiche ich vor Problemen und Belastung aus? Wann schlägt Genießen in riskantes Verhalten um? Wie gehe ich mit meinem Bedürfnis nach intensiven Erfahrungen, Anerkennung und Zugehörigkeit um?
Das sind zum Beispiel Fragen, die wir in Rollenspielen, schriftlichen Aufgabenformen und Gesprächen aufdecken und erörtern.
Am Ende geht es uns darum, jeder und jedem Einzelnen zu Beginn der Mittelstufe die Chance zu geben, sich zumindest ansatzweise darauf zu besinnen, wie sie sich ganz persönlich in der Umgebung ihrer neuen Klasse fühlen, was sie mit sich machen lassen, was sie gelten lassen müssen und was nicht.
Aus all diesen Voraussetzungen ergeben sich verschiedene Schwerpunkte, die wir im Präventionsunterricht im 7. Jahrgang setzen: